Am Anfang war der Beruf

Mit der Übernahme eines alten Traditions-Fahrradgeschäftes fing Alles an.
Als ich mich vor 35 Jahren dafür entschied dieses schöne, alte Fahrradgeschäft zu übernehmen war ich 23 Jahre alt und hatte noch nichts mit „alten Sachen“ am Hut. Mich,als gelerntem Feinmechaniker, faszinierte alles was mit Fahrradtechnik zu tun hatte, in die mich mein 73jähriger Vorgänger einarbeitete bevor er in seinen Ruhestand ging.

In diesem Geschäft mit Werkstatt lagerten in sämtlichen Ecken hortungswürdige, alte Dinge, wie es der Kriegs- und Nachkriegsnotgeplagten Generation so oft eigen ist.
Wenn ich bedenke, wie viele tolle alte Sachen ich damals schlicht „entrümpelt“ habe, weil ich sie für überaltert hielt und Platz für neue Sachen brauchte, wird mir regelmäßig schlecht.

Zum Glück fand ich u.A. eine schöne Dose mit einem Papieretikett.
Diese Dose hatte keinerlei Firmenbezeichnung, war aber vom Motiv so schön, das sie im Pausenraum einen Ehrenplatz bekam.
Mit zunehmend tiefem Eindringen in die Materialmassen meines Vorgängers fand ich noch die eine oder andere Dose und der Stein war am Rollen.....

Seit dem ist die Sammlung über die Jahrzehnte auch durch teils exessive Flohmarktbesuche gewachsen. Faszinierend war dabei hauptsächlich, das immer wieder Dosen auftauchten, die ich noch nie gesehen hatte.
Das erweiterte sich enorm mit zunehmender Nutzung des Internet.

Nach Aufgabe meines Geschäftes habe ich nun mehr Zeit nach Dosen zu suchen und es bleibt spannend.


Zum Bild:
Dosen mit Papieretikett wurden in schlechten Zeiten (Krieg, Nachkriegszeit) oft verwandt. Es war billiger eine Papieretikettierung vorzunehmen als es direkt auf die Dosen zu drucken.
Manche Firmen waren unter der Gewaltherrschaft von 33 bis 45 auch gezwungen ihre „undeutschen“ Markenbezeichnungen zu ändern.
(ist mir aus dem Fahrradbereich nicht direkt bekannt, wird es aber auch gegeben haben. Im Bereich Zigarettendosen wurde aus Manoli „Gibson Girl“ beispielsweise „Manoli Wimpel )
Manchmal war es auch einfach nur eine Umfirmierung, die den Anlass gab, das alte Logo zu „begraben“.


An dieser Stelle ein großer Dank an Jürgen Wittner, der sich der Titanenarbeit hingegeben hat eine Bildersammlung über dieses schöne Sammelgebiet anzulegen.

Kommentare

  1. Jürgen Wittner24. Mai 2018 um 23:38

    Toller Beitrag, Andreas! Ich freue mich auf mehr...

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  2. Christian Schmidt1. Januar 2024 um 12:46

    Vielen Dank für diesen tollen Blog! Ich habe mir alles in Ruhe durchgelesen und mir haben ganz besonders die persönlichen Geschichten gefallen. In diesem Beitrag wird ja von dem alten Fahrradladen berichtet. Mein Urgroßvater hat auch einen Laden gehabt, der jahrzehntelang in einem Dornröschenschlaf lag, mit vielen alten Geschichten, die noch in Ecken, Schubladen und Kisten schlummerten. Herzliche Grüße, Christian Schmidt

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